05.04.2018 17:43

Der A-S Kühlautomat, eine über 100-jährige Technologie!



Diese erste vollhermetische Kältemaschine der Welt wurde zu neuem Leben erweckt.

Gefördert wurde das ESaK-Semesterprojekt von der BFS/ESaK-Stiftung.
Nach fast zweijähriger Arbeit konnte im Rahmen eines Semesterprojekts der Europäischen Studienakademie Kälte-Klima-Lüftung (ESaK) die Rekonstruktion einer Kältemaschine aus dem Fundus des Vereins Historische Kälte- und Klimatechnik e.V. (HKK) abgeschlossen und die Maschine in Betrieb gesetzt werden.

Die Projektgruppe wurde von Robert Hiller, als deren Leiter und den weiteren Mitgliedern Chris Fattroth, Alexander Salm und Andreas Schrot, vier Studenten des Wintersemesters 2011, gebildet.
Bei der rekonstruierten Anlage handelt es sich um die erste hermetische Kältemaschine der Welt, die Audiffren-Singrün-Maschine, auch als Rot-Silber-Kühlautomat bekannt.
Die deutsche Patentschrift des französischen Abtes Marcel Audiffren stammt aus dem Jahr 1894. Als Motivation für die Erfindung darf man die Anwendung des giftigen Kältemittels Schwefeldioxid (SO2) betrachten, das bei den damals üblichen Verdichtern mit offener Wellendurchführung bei den häufigen Undichten zu großen Problemen führte. Zudem waren die Kältemaschinen damals für große Kälteleistungen konzipiert und Audiffren wollte eine Maschine schaffen, die leistungsmäßig für Haushalt und Gewerbe geeignet war.
Solch eine nicht mehr betriebsfähige Maschine befand sich im HKK-Museum in Maintal, außerdem noch ein Schnittmodell und weitere Komponenten. Die Studentengruppe wollte ursprünglich nur das Schnittmodell so aufbereiten, dass man alle Funktionen gut erklären und verstehen konnte, denn das Objekt war schon oft der Hingucker bei Ausstellungen, besonders auf dem HKK-Stand während der Chillventa. Bald hatte aber der Ehrgeiz zugeschlagen und die Studentengruppe ging die Inbetriebsetzung der noch vorhandenen Maschine an, die bei intensivem Drehen der Kapseln von Hand zum Erstaunen aller noch kalt wurde. Die notwendigen Arbeiten dazu erstreckten sich von der Befreiung der Kapseln von einer dicken äußeren Kalkschicht über die Aufarbeitung der Lagerung, die Realisierung des Wasserkreislaufes bis zur elektrischen und mechanischen Installation zu einem kompakten Kühlsystem.
Das Projekt wurde finanziell von der BFS/ESaK-Stiftung, Stiftung zur Förderung von Bildung und Wissenschaft in der Kälte- und Klimatechnik, gefördert und so war es naheliegend, den Abschluss der Arbeiten am 8. April 2014 im Rahmen einer Zusammenkunft des Kuratoriums der BFS/ESaK-Stiftung zu begehen. Und natürlich war dazu auch der HKK-Vorstand eingeladen.

Manfred Seikel, Stiftungsvorsitzender der BFS/ESaK-Stiftung begrüßt die Teilnehmer
  

  Kurt Kohr, HKK-Vorsitzender; Albrecht Höpfer, Kuratoriumsmitglied der Stiftung; Chris Fattroth und Robert Hiller,
  Studenten der ESaK; Angela Büttner, Internatsleiterin der Bundesfachschule; Thomas Millbrodt, Kuratoriumsmitglied
  der Stiftung; Manfred Seikel (v.l.)


Nachdem die ca. 30 Teilnehmer erwartungsvoll um das Objekt versammelt waren, dankte der Vorstands-vorsitzende der BFS/ESaK-Stiftung und Vorstandsmitglied des HKK, Manfred Seikel, den Studenten für ihren engagierten Einsatz, der zu dem lobenswerten Ergebnis einer wieder funktionierenden Kälte-maschine geführt hat. Er betonte die finanzielle Unterstützung durch die Stiftung, ohne die das Ergebnis so nicht erreichbar gewesen wäre. Der HKK-Vorsitzende Kurt Kohr fand lobende Worte und der Betreuer der Studentengruppe, Dr.-Ing. Ulrich Adolph, der die Aufgabe im Rahmen seiner Dozententätigkeit an der ESaK übernommen und damit einer Anregung von Adalbert Stenzel vom HKK gefolgt war, würdigte die technische Lösung als außergewöhnliche Leistung des Erfinders Audiffren, der durch Funktionsumkehr von der üblichen rotierenden Welle mit dem stehenden Gehäuse zur stehenden Welle mit rotierendem Gehäuse die Hermetisierung entsprechend des damaligen Standes der Technik erreichen konnte. Und er konnte Kälteleistungsbereiche im damaligen Gewerbekühlbedarf abdecken. Dr. Adolph würdigte dabei aber auch den Einfallsreichtum und die Einsatzbereitschaft seiner Studenten.
Die Teilnehmer vertieften sich sowohl in die Einzelheiten der aufgeschnittenen Maschine mit den Erläuterungen zu den Funktionselementen und bewunderten die Komplettierung des A-S-Kühlauto¬maten, der als Wasserkühlsatz voll funktionsfähig arbeitete. Ein historischer Kühlschrank bildet die Nutzseite der Anlage, die um die wasserseitige und elektrische Installation ergänzt, in vorbildlicher handwerklicher Verarbeitung in einem transportablen Rahmen auf Rädern untergebracht ist.

Mit großem Interesse wurde die Funktion studiert
  

  Joachim Naumann, Sächsische Kältefachschule, Wolfgang Scholten, GF der HKK, Herbert Kaulbach,
  HKK-Mitglied und Berater, Adalbert Stenzel, Vorstandsmitglied HKK (v.l.)


Nach dem Einschalten der Maschine gelang es dem Projektteam den angeschlossenen Kühlschrank herunterzukühlen, so dass der darin kalt gestellte Sekt aus Anlass des Ereignisses bei Genießertemperatur serviert werden konnte.
 

  Die Studenten Robert Hiller, Alexander Salm, Chris Fattroth, Andreas Schrot mit Betreuer Dr.-Ing. U. Adolph (v.l.)

Die Teilnehmer der „Inbetriebsetzung“ verabschiedeten sich schließlich sehr beeindruckt von der erbrachten Leistung mit großem Lob und guten Wünschen für die nun unmittelbar vor der Anfertigung der Bachelorarbeit stehenden Studenten.
Robert Hiller, Alexander Salm, Chris Fattroth und Andreas Schrot haben mittlerweile ihr Studium zum Bachelor of Science „Kältesystemtechnik“ sehr erfolgreich abgeschlossen und erhielten anlässlich der Diplomfeier der ESaK am 27. September 2014 ihre Diplome.
 

  ESaK-Diplomfeier, Abschluss Bachelor of Science „Kälte-Systemtechnik“
  Alexander Salm, Chris Fattroth, Dr.-Ing. U. Adolph, Manfred Seikel, Andreas Schrot und Robert Hiller (v.l.)